× Alles rund um Bauberichte

Frage GFK Abzüge ohne Blasen

Mehr
21 Apr 2012 19:18 #30 von flor
GFK Abzüge ohne Blasen wurde erstellt von flor
Hallo Zusammen

Auf diverse Anfragen versuche ich hier mal mein Vorgehen der Laminataufbauten (Schichtaufbau) bei der GFK Technik aufzuzeigen.

Allerdings müssen dazu ein paar Definitionen angebracht werden damit alle verstehen was ich damit meine. Die Abformung eines Körpers beginnt immer damit, dass ein Orginal vorhanden ist.

Also los:

1. DIE FORM: (Urmuster, Grossmutter, wie sie genannt werden, Eigenbau od. gekauft)

Die einfachste Form ist sicher die ebene Platte.

Komplexe Formen kann man gar nicht in ihrer Stückzahl definieren, sie sind verschraubbar und mittels Passdübel wieder zentrierbar.
Sie können aus verschiedenen Materialien bestehen, wobei Metallformen sowie Gfk Formen sicher die ergiebigsten Formen sind, für Serien bestens geeignet, aber teuer in der Herstellung.

Sehr wichtig bei der Form ist, um einen perfekten Abzug zu bekommen, die Oberfächenbeschaffenheit. Da sollte man so pingelig wie möglich ans Werk gehen, es hat ja keinen Sinn, Kratzer und der gleichen abzuformen und danach wieder auszubessern.

2. POSITIV-FORM:

Wenn Gegenstände hergestellt werden, wie z.Bsp. Behälter, Schalen oder Teichbrunnen, diese benötigen einen Positiv-Formkern.
Die Innenfläche wird aalglatt sein und die Aussenfläche wird die Glasstruktur aufweisen.

Leider bauen so viele unter den Modellbootbauer. Spachtel (Epoxy) und schleifarbeit ist angesagt und zum schluss der Primer und die Farbe, ist sicher eine Möglichkeit. Das Endergebnis kann sehr wohl vom Gewicht wie auch von der Optik sehr gut sein. Der Aufwand ist aber erheblich. Wenn ein weiteres Boot entsteht, widerholt sich das ganze Prozedere.

3. NEGATIV-FORM

Immer dann, wenn Fertigteile eine spiegelblanke Aussenhaut bekommen soll, z.Bsp. Boote, Flieger und Karosserien.
Wer mal einen F1-Rennwagen genauer anschauen konnte, weiss von was ich schreibe oder tippe.

Der grosse Vorteil bei dieser Bauvariante ist, man braucht nicht zu Lackieren, was schlussendlich eine Gewichtsersparnis einbringt, auch wenn der Laminataufbau und deren Farbgebung aufwändiger ist.
Und noch was, die Oberfläche ist meist noch Benzin, Säuren und Laugen resistent, je nach Harztyp

Somit bin ich vorerst mal am Ende meiner Erklärungen was Form, Positiv und Negativbauweise an sich darstellt.

Fortsetzung folgt.

flor :25:

Dümpel und studier.
C_2
SUI 73

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
21 Apr 2012 23:03 #31 von flor
flor antwortete auf GFK Abzüge ohne Blasen
Fortsetzung:

Wenn man nun auf einer Perfekten Form einen Abzug mittels GFK machen will geht man folgenderweise vor, dabei spielt es keine Rolle wenn Carbongewebe oder Kevlar oder Mischgewebe (Hybrid) in Einsatz kommen.
Ich finde, mann sollte diese Gewebearten den Gegebenheiten anpassen, Kevlar im Modell finde ich peröhnlich voll übertrieben, da dieses Gewebe den Stosswiderstand stand hält und somit eher was für die River-Paddelboote von Nutzen ist.

Zuerst schaut man seinen Vorrat an, welches Gewebe habe ich vorrätig, dass kann vieles sein oder wenig.

Bei einer simplen Abformung empfehle ich auch feines Gewebe zu verwenden und erst später auf das schwerere auszuweichen.

REGEL 1:

Wachse das abzuformende Teil gründlich ein mit Festwachs, aber bitte keine Schuhwichse! Alles schon erlebt.

Die Hersteller der Harzsysteme geben da eindeutig Produkte vor die man einhalten soll oder sollte. Natürlich kann man, wenn genug Erfahrung vorhanden ist, ein wenig Experimentieren, dann aber sollte immer ein Probeversuch auf einer grösseren Fläche versucht werden.

Manche Festwachse verlangen eine Ablüftzeit von ca. 1/2 Stunden, dann polieren und wieder einwachsen.
Nun kann man sich gut vorstellen wie lange sich das Prozedere einwachsen dahinzieht wenn 10x eingewachst werden soll.
Eigentlich gut so, wer zu wenig einwachst der hat nicht nur einen Verlust des Abzuges, sondern auch der Form!

REGEL 2:

Ich benutze nach Festwachs das gute PVA-Folientrennmittel, gibt es für Polyesther und Epoxy.
Dieses kann mit Wasser verdünnt werden oder unverdünnt aufgetragen werden mit Pinsel, es kann auch gespritzt werden. Dabei ist zu beachten, dass der Raum möglichst Staubfrei ist, damit sich keine Staubpartikel in der PVA-Trennschicht festsetzen und somit eine unschöne Oberfläche hinterlassen. Pinsel kann mit Wasser sauber ausgewaschen werden.
Auch Abzüge aus der Form können so gereinigt werden. Nachteil ist die Trocknungszeit, (Lufttrocknung wie Wäsche an der Leine) wer sich aber bis hierher vorgedrungen hat, der hat auch diese Geduld und wird sicher belohnt dafür.

Soweit mal die Trennmittelfrage, kommen wir nun auf den Laminat Aufbau.

Da sind natürlich die "Geister" verschiedener Ansicht.

Einige wollen es schnell mit einer Lage Gewebe, andere verarbeiten lieber 2 oder 3 Lagen Gewebe.
Dies hat auch seinen guten Grund, werde auf der folgenden Seite näher darauf eingehen.

flor :25:

Dümpel und studier.
C_2
SUI 73

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
21 Apr 2012 23:54 #32 von flor
flor antwortete auf GFK Abzüge ohne Blasen
Kommen wir nun zum Laminieren, oder dem Laminataufbau.

Da gibt es leider unterschiedliche Ansichten. Das Gewebe ist vorhanden, Frage welches?

Klar ist, mit einem Rovinggewebe lässt sich keinen Rumpf laminieren. Mit einem Fliessgewebe eher schon, macht aber auch keinen Sinn. (Fliessgewebe oder Glassmatte= wilde Struktur).

Wenn man von einem Glas, Carbon Gewebe Aufbau in einer Negativform hört oder zuhört scheiden sich oft die "Geister".
Jeder ist von seiner Methode überzeugt, dies mag ja recht sein, auch ich mit meiner Erfahrung bin überzogen.
Nun kann man, wenn wirklich professionel ausgerüstet und es wirklich draufankommt, wie zum Bsp.Volvo Ocean Race mittels PC-Programm die Krafteinwirkung in der Schale berechnen, dies ist natürlich Hightech, kann man natürlich bei IOM oder dergleichen auch anwenden, wer die Möglichkeit dazu hat, wer weiss, vielleicht entsteht daraus ein High Tech Boot aus Alu und Glas, ganz so wie es die Klassenregel verlangt.

Sorry, bin nun ein wenig "abgedriftet" , der Glasaufbau wie das Oberflächenharz und deren Anwedung folgt.

:024: flor

Dümpel und studier.
C_2
SUI 73

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
22 Apr 2012 01:15 #33 von flor
flor antwortete auf GFK Abzüge ohne Blasen
Kommen wir doch mal zur Frage: Warum den Carbongewebe?

Weil es Chic aussieht?, sicher ist, bei Sicht-Carbon-Look flippen gar Frauen aus, plötzlich haben sie da Interesse, vielleicht weil es Teuer ist?

Dabei ist das Pechschwarze und teure Kohlengewebe ganz ohne Farbe in der Sonne gewaltig im Nachteil.

Um einen schönen Aufbau für Carbongewebe in einer Form zu realisieren sind neben den oben genannten Vorkehrungen auch ein entsprechendes Oberflächenharz die Voraussetzung.

Dies kann Cel-Coat oder Up Vorgelat (Transparent) sein, und darauf 1 bis 2 Lagen Fillamentgewebe ca.30 gr pro m2.

Dieses ist auch bei einer "normalen" Glasgewebe Schale in der Negativform herstellung üblich.

Mal was zu den Oberflächenharzen:

Cel-Coat:

Meist in Farbe Weiss, kann eingefärbt werden, als ich es verwendete war es nicht UV stabil, vergilbt nach ca.3 Jahren, war auch in Transparent erhältlich. Bolleter, Arbon


Up-Vorgelat oder Schwabbel-Lack:

Der Name sagt eigentlich schon alles.

Dieses Harz ist meines Erachtens die Krönung in der Oberfläche einer Negativform für Positive Abzüge, egal in welcher Farbe.
Leider "stinkt" es zu sehr nach Polyesther, musste leider damit aufhören als sich Mitbewohner im Haus meiner Hobbyhöhle bei mir reklamiert haben. Es ist auch UV stabil, egal in welcher Farbe und der grösste Vorteil liegt darin, man kann es in der Form (negativ wie Positv) zwischen 1+ 5 mm auftragen, auch mit Spritzpistole.
Es kann danach fein nassgeschliffen werden und mit Schabbel auf Hochglanz Poliert werden, darum auch der übername Schwabbellack.

Ein feines Beispiel für die Anwendung von UP zeigt dieses Beispiel.

Die Farben werden direkt in das Negativ gesprizt nach einer Klarlackeinlage (UP), dann Air-Brush, hinterher das gelb.(alles UP)
Geschliffen und poliert sieht die ganze Sache wie "hinter" Glas aus.
Natürlich ist so was auch nachträglich auf einem Rumpf möglich, nur muss man das ganze mit einem Klarlack überspritzen.

Ein feines Finish zeigt das Boot Me2 von Joà de Deuss Assis, Brasilien






Bei Fragen nur zu

Grüsse

flor :27:

Dümpel und studier.
C_2
SUI 73
Anhänge:

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
22 Apr 2012 15:18 - 22 Apr 2012 15:18 #34 von Gallimimus
Hallo Flor



Schöner segeln
Anhänge:
Letzte Änderung: 22 Apr 2012 15:18 von Gallimimus.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Mehr
23 Apr 2012 19:42 #35 von flor
flor antwortete auf GFK Abzüge ohne Blasen
Hallo Dominik

Gern geschehen.

Hier noch eine maximale absolute Kurzfassung von einem Laminataufbau für GFK-Schalen.
Eigentlich kann man den Aufbau auch ohne Oberflächenharz perfekt hinbekommen, um Gewicht zu sparen.

Auf das PVA-Trennmittel in der Form, ohne dies geht es nicht, weil dieses Hochglänzend trocknet. In Anführungszeichen!, wer es einmal benutzt hat, der verwendet es immer wieder und will es nicht missen.

Ohne PVA geht es schon, die Gefahr der Trennung ist aber sehr gross nur mit Festwachsbehandlung, vor allem beim ersten Abzug. Eine alte Weisheit besagt, dass die Form immer besser wird mit dem Alter, ist eigentlich logisch, weil auch immer mehr eingewachst wird, also Vorsicht beim ersten Abzug.

Min. 1 Lage feines z.Bsp. 25er Gewebe trocken! auflegen.
Angerührtes Epoxi mit Anrührspatel von der Mitte gegen aussen mit "Kleckser" fixieren.

Dann mit Schaumstoffroller "Kleckser" verteilen, natürlich zuerst den Roller rundherum mit dem Anrührspatel und Epoxi aus dem Becher benetzen, JA nicht den Roller Eintauchen!!!!

Wenn das Gewebe schön in, bzw. auf der Form anliegt ein 2tes des gleichen aufbringen. Das allerdings würde ich jetzt in 2 Teile aufbringen ( nur in Negativformen!) mit Übermass im Bereich des Kielschweines (Überlappung), so erhält man schon mal eine sehr kleine Verstärkung.

Das geschieht am besten wenn die erste Lage soweit ausgehärtet ist, dass die 2te Lage fein- Gewebe nicht auf Lage1 kleben bleibt, so ca. 24 Std. Keine Angst wegen der chemischen Verbindung, die meisten Epoxi-Harze sind eh erst nach Tagen bei Raumtemperatur ausgehärtet, und sie verbindet sich auch so mit Lage1, nur sollte Lage 1 NICHT getempert werden, das erfolgt erst, wenn der Laminataufbau wirklich fertig ist.

Danach kann ohne weiteres ein 160er oder gröberes Gewebe eingelegt werden am Stück oder auch wieder überlappend, so spart man an Gewicht und die Verstärkung ist in einem Arbeitsgang gleich "drinnen".

Mit Oberfächenharz ( egal welches) sehr dünn aufgetragen, kann natürlich nur eine Lage feines Gewebe verwendet werden, das reicht meistens um eine saubere Oberfläche zu bekommen.

Auf gutes gelingen.

Grüsse flor :27:

Dümpel und studier.
C_2
SUI 73

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Ladezeit der Seite: 0.053 Sekunden
Powered by Kunena Forum